Risiken erkennen, vorsorgen, sicher handeln

ÜBERFLUTUNG
Überflutungen in Form von Hochwasser trifft vor allem Gewässernähe, Starkregen kann überall Überflutungen auslösen – verstärkt durch Klimawandel und Versiegelung.

Absoluter Schutz ist unmöglich; wirksam sind Informations-, bauliche, Risiko- und Verhaltensvorsorge mit klaren Maßnahmen vor, während und nach dem Ereignis.

Resilienzzentrum Ostalbkreis | Hochwasser | Schwäbisch Gmünd
Bild: Petra Weber

Definition

Was ist eigentlich Starkregen?
Starkregen bezeichnet plötzliche, sehr intensive Regenfälle, die meist lokal begrenzt auftreten. Der Deutsche Wetterdienst spricht von Starkregen bei einer Niederschlagsmenge von:

  • mehr als 15 mm in 1 Stunde oder
  • mehr als 20 mm in 6 Stunden

Auch ohne Flussnähe kann Starkregen zu schweren Überschwemmungen führen – besonders dort, wo Versickerungsmöglichkeiten fehlen, der Boden kein Wasser mehr aufnehmen kann, die Kanalisation überlastet ist und Kanäle überlaufen. Schäden entstehen häufig dadurch, dass aus den Kanälen das Wasser in die Hausanschlüsse zurückdrückt und bei fehlendem Verschluss es zu Überflutungen im Haus kommen kann. Besonders an steilen Hängen kann das Wasser nach einem Starkregen sturzflutartig abfließen und viel Geröll, Schlamm oder andere lose Gegenstände mitreißen. Besonders problematisch: Mitgerissenes Geröll oder Treibgut kann zusätzlich Engstellen, wie zum Beispiel Brücken oder Einläufe von Verdohlungen verstopfen.

Oberirdisch abfließendes Wasser bahnt sich seinen Weg in Täler, Senken, Kellerräume und Tiefgaragen.

Vor allem ist in den Frühjahr- und Sommermonaten mit Starkregen zu rechnen. Durch den klimawandelbedingten Temperaturanstieg ist die Luft in der Lage mehr Wasser aufzunehmen. Ein Grad Celsius mehr bedeutet: Die Luft kann 7% mehr Feuchtigkeit aufnehmen und entsprechend abregnen.

Im Sommer verschärfen trockene Böden die Situation zusätzlich, da sie weniger Wasser aufnehmen können. Vor allem in Verbindung mit Gewittern kann Starkregen erhebliche Schäden verursachen. Wie stark diese Schäden ausfallen, hängt maßgeblich davon ab, wie gut der Niederschlag abfließen kann.

Ziel einer Überflutungsvorsorge ist es daher, ausreichend Flächen und Strukturen zu schaffen, über welche große Wassermengen unproblematisch abgeleitet werden können – um Überflutungen in besiedelten Gebieten zu minimieren oder im besten Falle zu verhindern.

Starkregen kann grundsätzlich jederzeit und überall auftreten – Ort und Zeitpunkt sind kaum zu prognostizieren.

Resilienzzentrum Ostalbkreis | Überflutung | Definition Starkregen
Resilienzzentrum Ostalbkreis | Überflutung | Definition Starkregen
Foto: Petra Weber

Gemeinsam vorsorgen

RISIKOMANAGEMENT
Da Hochwasser- und Starkregenereignisse immer häufiger und mit höherer Intensität eintreten, spielt ein geeignetes Risikomanagement eine zunehmend wichtigere Rolle.

Die beste Vorsorge gelingt, wenn Kommunen und private Haushalte zusammenwirken.

Wovor schützt mich meine Kommune?

Kommunen sind verpflichtet, eine sichere Ableitung von Abwasser im öffentlichen Raum bis zu einem „seltenen Starkregen“ zu gewährleisten. Vor allem aber bei außergewöhnlichen Starkregenereignissen kann kein 100%iger Schutz garantiert werden.

Außerdem stellen Kommunen Informationen bereit, um die Bevölkerung bei der Eigenvorsorge und Risikoanalyse zu unterstützen (z.B. durch Gefahrenkarten).

Bei Hochwasserereignissen sind die Kommunen für die Koordination, Warnung und Evakuierung der Bevölkerung verantwortlich.

Wovor muss ich mich selber schützen?

„Jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, ist im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen, …“ (Wasserhaushaltsgesetz §5 Abs. 2).

Privatpersonen tragen laut Wasserhaushaltsgesetz § 5 Abs. 2 Eigenverantwortung beim Hochwasserschutz. Die eigene Immobilie gegen Rückstau sichern, geeignete Schutzmaßnahmen am Haus installieren, Versicherungsschutz prüfen, Verhalten im Notfall kennen – wer vorbereitet ist, handelt sicherer!

Je früher Sie sich mit der Vorsorge auseinandersetzen, desto wirksamer können die Maßnahmen sein. Vor allem, weil es in manchen Gebieten nur eine geringe Vorwarnzeit von wenigen Minuten gibt. Daher ist es wichtig, sich frühzeitig mit der Gefahr einer Überflutung auseinanderzusetzen.

Resilienzzentrum Ostalbkreis | Überflutung | Risikomanagement

Richtig handeln – wenn es darauf ankommt

VERHALTEN VOR, WÄHREND UND NACH ÜBERFLUTUNGEN
Wenn eine Überflutung nicht mehr ausgeschlossen werden kann, ist es sinnvoll, richtig zu handeln. Hier erhalten Sie nochmals kompakt die wichtigsten Tipps für das Verhalten VOR, WÄHREND und NACH einer Überflutung.

Richtiges Verhalten VOR der Überflutung:

  • Informiere Sie sich rechtzeitig über Risiken – für Ihre Kommune, Ihr Grundstück und Ihr Gebäude (z.B. durch Hochwassergefahrenkarte oder der Checkliste vom LAWA Starkregenportal).
  • Treten Sie mit Ihrer Kommune in Kontakt – möglicherweise liegen bereits Starkregengefahrenkarten vor, die im Zuge des Risikomanagements angefertigt wurden.
  • Prüfen Sie, ob Ihre Versicherung/en Schäden durch Hochwasser und Starkregen abdeckt (Stichwort: Elementarschadenversicherung).
  • Treffen Sie bauliche und organisatorische Vorsorgemaßnahmen: Rückstauklappen, Abdichtungen, Notgepäck, Dokumentensicherung, ….
  • Sprechen Sie mit Familie und Nachbarschaft – je besser die Abstimmung, desto besser die Reaktion im Ernstfall.
  • Tipp: Fotografieren Sie Risikobereiche wie Kellerräume bereits im Vorfeld einer möglichen Überflutung, um bei einem Schadensfall den ursprünglichen Zustand nachweisen zu können.

Richtiges Verhalten WÄHREND der Überflutung: Ruhe bewahren und sicher handeln!

Bevor das Wasser da ist:

  • Bringen Sie sich und gefährdete Personen rechtzeitig in Sicherheit – möglichst in höher gelegene Stockwerke mit Fluchtmöglichkeit.
  • Schalten Sie Strom und Heizung frühzeitig ab.
  • Schützen Sie Ihr Haus durch Schließen der Rückstauklappe und Errichten von Wasserbarrieren an gefährdeten Zugängen (Sandsäcke, Silikon oder wasserfeste Sperrholzplatten können helfen).
  • Nutzen Sie Warnsysteme und -apps, um informiert zu bleiben.

Wenn das Wasser kommt:

  • Betreten Sie keine überfluteten Bereiche – Treibgut, Soge, kontaminiertes Wasser und Stromquellen stellen große, oft unsichtbare Gefahren dar!
  • Niemals Kellerräume und Tiefgaragen betreten.
  • Nicht mit dem PKW oder dem privaten Boot durch (teil-)überflutete Bereiche fahren.
  • Nur im Notfall: Feuerwehr und Rettungskräfte kontaktieren.

Richtiges Verhalten NACH der Überflutung: Sicher aufräumen und Schaden dokumentieren

  • Tragen Sie Schutzkleidung und achten Sie auf Hygiene – Überflutungswasser ist häufig stark verunreinigt und geht mit einer erheblichen Rutschgefahr einher.
  • Dokumentieren Sie alle Schäden mit Fotos und informieren Sie Ihre Versicherung.
  • Markieren Sie den erreichten Wasserpegel in und am Gebäude.
  • Beginnen Sie mit den Aufräumarbeiten erst, wenn das Hochwasser vollständig abgeflossen ist – besonders beim Auspumpen von Kellerräumen. Feuerwehr und THW unterstützen die Auspump-Arbeiten.
  • Unterstützen Sie sich gegenseitig in Ihrer Nachbarschaft.
  • Sorgen Sie für eine schnelle Trocknung der Räume durch Belüftung und ggfs. Heizgeräte – langanhaltende Feuchtigkeit fördert die Schimmelbildung.
  • Schlamm sollte frühzeitig beseitigt werden, da er sich im getrockneten Zustand nur schwer entfernen lässt.
  • Sind Gefahrenstoffe ausgetreten, informieren Sie die Feuerwehr.
  • Vorsicht: Sind Nahrungsmittel mit dem Wasser in Kontakt getreten, sollten sie entsorgt werden.
  • Lassen Sie Heizöltanks bei Bedarf fachlich prüfen.

Ausführlichere Informationen und Tipps zum Verhalten vor, während und nach einem Hochwasser-/Starkregenereignis erhalten Sie vom Hochwasser Risikomanagement Baden-Württemberg.

Resilienzzentrum Ostalbkreis | Überflutung | Nach der Flut
Resilienzzentrum Ostalbkreis | Überflutung | Sperrung
Resilienzzentrum Ostalbkreis | Überflutung | Richtig handeln

Für Kommunen, Institutionen und Bürgerinnen und Bürger

Wichtige Ansprechpartner
In Deutschland gibt es bereits einige wichtige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die Broschüren, Angebote und Materialien für die Vorsorge zum Schutz vor Hochwasser und Starkregen für verschiedene Zielgruppen bereitstellen. Wir wollen das Rad nicht neu erfinden, daher möchten wir im Folgenden auf wichtige Informationen und Internetseiten für eine vertiefende Auseinandersetzung hinweisen:

 
Für Kommunen

Wasserextreme - Materialien für Kommunen (Krisenmanagement, komm. Eigenvorsorge, Öffentlichkeit)

KEA-BW / WBW-Fortbildungsgesellschaft (KEA Klimaschutz- und Energieagentur BW - Kompetenzzentrum Wasser und Boden)

Broschüre „Starkregen - Was können Kommunen tun?“

KEA-BW / WBW-Fortbildungsgesellschaft (KEA Klimaschutz- und Energieagentur BW - Kompetenzzentrum Wasser und Boden)

Starkregenrisikomanagement inkl. Leitfaden

LUBW

Hochwasserschutz, Krisenmanagement, Nachsorge, Maßnahmenplanung

Hochwasserportal des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft BW

Starkregenrisikomanagement

Hochwasserportal des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft BW

Für Lehrkräfte

Arbeitsblätter und methodisch-didaktischer Kommentar u.a. zum Thema Überschwemmungen und Erdrutsche

Resilienzzentrum Ostalbkreis

Bildungsmaterial: Hochwasser

BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)

Für Forst- und Landwirtschaft

Hochwasserschäden vermeiden - Was können Waldbesitzende tun?

Hochwasserportal des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft BW

Nach dem Hochwasser - Maßnahmen im Acker-, Obst- und Gemüsebau

Hochwasserportal des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft BW

Nach dem Hochwasser - Maßnahmen auf Grünland und im Feldfutterbau

Hochwasserportal des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft BW

Für Unternehmen

Hochwasser - Vorsorge, Verhalten, Nachsorge

Hochwasserportal des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft BW

Kompetenzzentrum Wasser und Boden der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA)

Seit Januar 2025 ist die WBW Fortbildungsgesellschaft in den neuen Bereich der KEA (Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg) übergegangen. Dort setzt sie ihre Arbeit als Kompetenzzentrum Wasser und Boden in der KEA-BW fort. In den Bereichen Hochwasser und Starkregen, Umgang mit Wassermangel, Gewässerentwicklung, Gewässerunterhaltung sowie der Gewässerpädagogik können die Expertinnen und Experten so ihre Arbeit weiterführen und ausbauen. Das Kompetenzzentrum knüpft Netzwerke zwischen Kommunen, Fachbehörden, Verbänden und Bürgerinnen und Bürgern, z.B. die seit 2003 bestehenden Hochwasserpartnerschaften in Baden-Württemberg. Durch diese Netzwerke kann Wissen zu Hochwasser- und Starkregenvorsorge zielgerecht z.B. an eine im Gewässereinzugsgebiet gelegene Kommunen geleitet werden.

Außerdem stellt das KEA eine zentrale Anlaufstelle dar und bietet umfangreiche Unterstützung.